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Mit Autos verbindet mich eine Beziehung der besonderen Art. Automobilität war und ist für mich ein untrennbarer Teil meines Lebens.
In den Autos meiner Kindheit gab es weder Gurtrückhaltesysteme noch Kindersitze. Als Kind hat man eben bei voller Fahrt auf dem Rücksitz rumgetollt. Dementsprechend hoch war auch die Zahl der Verkehrstoten. 1970 mehr als 21.000. Für mich war eine altersentsprechende Motorisierung selbstverständlich. Erst Fahrrad fahren, dann mit 15 Mofa fahren, mit 16 Kleinkraftrad fahren und mit 18 Auto und Motorrad fahren. Wer mit dem Begriff "Kleinkraftrad"(50 ccm, 6,25 PS, 90-100 km/h) nichts anfangen kann, muss halt googlen. Umweltschutz fristete damals noch ein Dasein im Verborgenen. Autofahren war cool. Für den ambitionierten Fahrer galten die Attribute tiefer, stärker, schneller - und das ohne Anschnallpflicht - als Erfüllung motorisierter Träume. Für männliche Jugendliche und Heranwachsende bestand geradezu der Handlungszwang, irgendeinen fahrbaren Untersatz, und sei er auch noch so schrottig, sein eigen nennen zu können. Sage mir, was du fährst und ich sage dir, wer du bist. Ich bin, was ich fahre. Ich fahre, also bin ich. Das war der Zeitgeist zu Beginn des Autobooms. Ein Leben ohne Auto - nicht vorstellbar. Auch mich hatte die Droge Automobilität schnell ergriffen. Das hatte seinen Preis. Mit 14 jobben im Betonwerk, dann im Straßenbau und später auf der Autobahntankstelle, 2 bis 3 Schichten die Woche. In den damaligen Zeiten annähernder Vollbeschäftigung kein Problem. Vorteil: Das Lied "Hätten wir das geahnt, hätten wir dir kein ... geschenkt!" habe ich mir nie anhören müssen. Los ging´s mit VW Käfer 1200, 32 PS, Höchstgeschwindigkeit ca. 120 km/h, 13 l Verbrauch, Lebensdauer des Motors ca. 50.000 km. Dann 2 x Opel Manta (!), 60 PS, Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, 12 l Verbrauch, Lebensdauer des Motors ca. 95.000 km. Es folgten diverse Ford, Audi, VW-Sharan-wegen der Familie, Opel Commodore, diverse BMW, 2 x Saab 9000 turbo, diverse Mercedes Benz. Die doch deutlich begrenzte Laufleistung der anfänglichen Motoren und zu wenig Cash zwangen zum Selberreparieren. Damals keine unüberwindbare Schwierigkeit. Alles an den Motoren, inklusive Zündanlage, war mechanisch eingesteuert. Mit vernünftigem Werkzeug, einem geeigneten Platz in einer Garage, einem Reparaturhandbuch - beliebt: Dieter Korff´s "Jetzt mache ich´s mir selbst" - und der erforderlichen Zeit war autoreparieren kein Problem. Irgendeinen Automechaniker, den man notfalls fragen konnte, gab es immer im Bekanntenkreis. Mit jeder Reparatur lernst du dazu und über die Jahre hinweg verfügst du über alle erforderlich Werkzeuge. Was nie mein Ding war: Karosseriereparaturen - schmirgeln bis zum Abwinken, einfach nervtötend. 1976/77 habe ich in den USA gelebt; Springfield, Massachusetts. Für das Atomkraftwerk, in dem Homer Simpson arbeitet, wurde gerade der passende Standort gesucht. Großräumige Fahrzeuge, in denen man gemütlich mit 3 Personen auf der Vorderbank und mit 4 Personen auf der Rückbank Platz nehmen konnte, waren allgegenwärtig. Der Sprit lief durch die großvolumigen Motoren dieser Autos im wortwörtlichen Sinn nur so durch. Die Ölkrise zwang auch die USA zur Produktion sparsamerer Autos. Mir ist noch ein Werbespot wegen seines nervigen Singsang-Jingles in Erinnerung geblieben: "Unbelievable! The new stationwagon! 13 miles per gallon!" Einen Verbrauchwert von umgerechnet 18 l auf 100 km bei den damals vorgeschriebenen 55 mph befand man als unglaublich sparsam und werbewürdig. Nichtsdestotrotz war ich begeistert von diesen großen, starken, und souveränen Autos. Seit dem schlägt mein Herz auch für US-amerikanische Fahrzeuge, wie Ford Mustang und Thunderbird, Chevrolet Camaro, Dodge Challenger, Corvette Stingray u.a. Als Jugendlicher wollte ich Automechaniker werden. Mein familiärer Hintergrund hat mich aber irgendwie zu einer akademischen Laufbahn genötigt. Jetzt doch wieder etwas mit Autos zu tun zu haben, vermittelt mir das Gefühl, zu Hause zu sein.
Ihr Stefan Hermann Schuster
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